Konduktive Förderung bei Schlaganfall

Hier finden Sie einen Text darüber, wie die Konduktive Förderung bei dem Krankheitsbild Schlaganfall helfen kann.

Verfasst von unserer Konduktorin Taale Schröder.

Konduktive Förderung und Schlaganfall

Bevor der Teilnehmer an der Gruppenförderung teilnimmt, wird ein Beratungsgespräch vereinbart, in dem Fragen, Schwierigkeiten, individuelle Ziele und Wünsche des Teilnehmers erörtert werden. Es ist von großer Bedeutung die Ziele des Teilnehmers und gegebenenfalls die des Partners zu erfahren, um diese in der Gruppenarbeit zu berücksichtigen.

Das erste Kennenlernen ermöglicht der Konduktor(in) die Fähigkeiten und die Symptomatik des Teilnehmers genau zu beobachten. Dies dient als Grundlage für die spätere Zielsetzung, strukturiert die Inhalte der Programme und ermöglicht die Einteilung in eine passende Gruppe.

Da ein Schlaganfall bei keinem Menschen in gleicher Form auftritt, ist es von großer Bedeutung das individuelle Symptombild des Patienten genau zu analysieren. Dies schließt die Berücksichtigung von Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten ein, so wie auch die ,unsichtbaren’ Beeinträchtigungen, die von dem Umfeld oft nicht wahrgenommen werden. So ist es wichtig von dem Teilnehmer zu erfahren ob er von sensorischen Einschränkungen betroffen ist, wie z.B. Gefühlsverlust oder Wahrnehmungsstörungen in verschiedenen Gliedmaßen. Auch Konzentrations- oder Gedächtnisschwächen sollten während des Programms berücksichtigt werden.

Anschließend an das Beratungsgespräch wird der Teilnehmer gebeten einige Grundbewegungen auszuführen, so dass die Konduktorin zusätzlich zu den spontanen Bewegungen auch die der betroffenen Körperseite und deren Koordination beobachten kann. Dies ermöglicht zum Einen die Erfassung des momentanen Bewegungspotentials. Zum Anderen kann ein Eindruck über die täglichen Alltagsschwierigkeiten der Person gewonnen werden und mit dieser Erkenntnis erste Hinweise, wie dem Teilnehmer durch die konduktive Förderung geholfen werden kann.

Allgemeine konduktive Ziele:

  • Lernen, die nicht betroffene Seite zu nutzen um aktive Bewegungen der betroffenen Seite zu initiieren
  • Lernen, die betroffene Seite aktiv zu bewegen
  • Steigerung des Bewegungsbereichs
  • Verbesserung der Symmetrie und Körperhaltung
  • Reduzierung des Muskeltonus (Lernen die Bewegung entspannt durchzuführen)
  • Schulung der Körperwahrnehmung
  • Schulung des Gleichgewichts und der Gewichtsverlagerung

(Gewichtsbelastung auf der betroffenen Seite)

  • Schulung der Feinmotorik
  • Verminderung von Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten (Aphasie) v Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Erhöhung der Belastbarkeit

Das Programm

Das Programm setzt sich aus verschiedenen Aufgabenreihen zusammen, welche alle Bewegungen beinhalten, die der Teilnehmer für das tägliche Leben benötigt. Die Konduktorin differenziert die Übungen so, dass die Schwierigkeiten des Einzelnen sowie der Gruppe berücksichtigt werden und jeder Teilnehmer auf seinem individuellen Level arbeiten kann.

Struktur und Aufbau des Programms
Das Programm beginnt mit einer Liegeeinheit, welche ermöglicht die Übungen in einer sicheren und zunächst einfacheren Position auszuüben. Dazu gehören unter anderem das Aufsetzen und Hinlegen, das Drehen zu einer Seite (stellt oft eine Schwierigkeit im Bett dar) und grobmotorische Bewegungen der oberen und unteren Gliedmaßen. Der Schweregrad der Übungen ist der Gruppe angepasst. Im Laufe der Einheit werden die Übungen jedoch systematisch in ihrem Anspruch ausgebaut. Auf diese Weise entsteht eine „Übungskette“, bei der jede Einheit Grundlage der nächsten und gleichzeitig Folge der Vorherigen ist.

Charakteristisch für die Übungen ist, dass sie erst mit der besseren Seite ausgeführt werden, dann mit der betroffenen Seite und am Schluss – wenn möglich – mit beiden Seiten gleichzeitig. Auf diese Weise erfährt der Teilnehmer wie sich die korrekte Bewegung anfühlt und kann dies auf die betroffene Seite übertragen. Zudem soll die nicht betroffene Seite, der betroffenen Seite helfen aktive Bewegungen wieder zu erlernen. So kann zum Beispiel bei gefalteten Händen, der nicht betroffene Arm den schwächeren Arm beim Heben der Hände unterstützen. Wichtig ist allerdings, dass die betroffene Seite so eigenständig und aktiv wie möglich arbeitet!

Der nächste Abschnitt des zwei Stunden umfassenden Programms besteht aus einer Einheit im Sitzen. In dieser Position kann der Teilnehmer seine Bewegungen selbst beobachten und erhält somit ein visuelles Feedback bei der Bewegungsausführung. Dies ist besonders bei einer Beeinträchtigung des Körpergefühls von großer Bedeutung und die zusätzliche Selbstkontrolle fördert ein verbessertes Körperbewusstsein und hilft falsche Bewegungsmuster abzubauen.

Die Konduktorin achtet durchgehend auf eine gute Sitzhaltung und korrigiert diese verbal oder mit manueller Hilfe, wenn nötig. Im Sitzen wird nun nicht nur das Gleichgewicht gefördert, sondern auch die Feinmotorik geschult, so z.B. das Greifen und Loslassen, das Öffnen und Schließen der Hände oder das Drehen der Handflächen. Diese Bewegungen werden in vielen Situationen gebraucht, ohne dass wir bewusst darüber nachdenken und tragen somit dazu bei, die persönliche Selbstständigkeit im Alltag weiter auszubauen. (z.B. ein Glas halten oder eine Flasche öffnen etc.)

Das aktive Hinsetzen und Aufstehen ist oftmals schwierig für Schlaganfall Patienten, da dies ein komplexer Vorgang ist, der unter anderem die gleichmäßige Gewichtsverlagerung/Belastung auf beiden Seiten beinhaltet und wird daher gezielt geübt.

Bevor das Programm mit einer Geheinheit abschließt, wird diese durch eine kurze Einheit im Sitzen und Stehen vorbereitet. So werden Übungen eingebaut, die das Gleichgewicht und die Gewichtsverlagerung schulen, sowie die korrekte Schrittsetzung anbahnen und somit die Grundlagen für ein verbessertes Gangbild schaffen.

Das rhythmische Mitsprechen (rhythmische Intendierung) der Übungen klingt zu Anfang vielleicht etwas sonderbar, hat aber eine besondere Bedeutung in der konduktiven Förderung. Die Teilnehmer lernen auf diese Weise ihre Stimme zu nutzen, um Bewegungen zu initiieren. Es liegt vor allem ein hoher kognitiver Anspruch darin, dass im Zuge der Intendierung jede einzelne Bewegung bewusst im Geiste vorbereitet und geplant werden muss. Dies schult die Konzentration und insbesondere das Körperbewusstsein.

Für Menschen mit Sprachschwierigkeiten (Aphasie) ist die rhythmische Intendierung besonders förderlich. Charakteristisch für Schlaganfallgruppen ist ein langsamer Rhythmus, da genug Zeit benötigt wird, um die Bewegung entspannt durchzuführen und somit eine Verringerung der Spastizität zu erwirken und eine Steigerung des Muskeltonus zu vermeiden.

Zusammenfassend ist es Ziel des Programms Bewegungen zu erlernen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie diese im täglichen Leben angewendet werden können, um wieder möglichst selbstständig zu handeln.
Die Anwendung des Erlernten im Alltag ist daher von immenser Bedeutung für die erfolgreiche Teilnahme und so ist es hilfreich auch die Familie des Teilnehmers in die Rehabilitation mit einzubinden um persönliche Ziele (z.B. Hobby) zu erreichen und die Lebensqualität in Familie, Freundeskreis und Gesellschaft zu steigern.

Literaturhinweise:

Danielczyk, M. (2003) Konduktive Förderung bei Erwachsenen – Konzept nach András Petö
Duisburg: Pflaum

www.conductive-education.org

FortSchritt Würzburg e.V.

Taale Schröder
B.A. (Hons) Konduktive Förderung

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Lisa Pitz
Diplom Soz. – päd. (FH), pädagogisch-therapeutische Konduktorin

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